- Tumormarker und andere Biomarker helfen, Krebs zu erkennen und den Tumor eines einzelnen Betroffenen besser zu verstehen.
- Marker eignen sich prinzipiell sowohl zur Früherkennung als auch zur Diagnostik, Behandlungsplanung und Nachsorge von Krebs. Ihr Nutzen ist aber nur für manche Einsatzgebiete durch Studien belegt.
- Wo Ärzte bereits Tumormarker und andere Biomarker einsetzen und was noch erforscht wird, erfahren Sie in diesem Text
Hinweis: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.
Erhöhtes Krebsrisiko? Gentest auf erblichen Krebs
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Manche Menschen haben ein erhöhtes Krebsrisiko aufgrund ihrer Gene. Das bedeutet: Sie tragen krebsfördernde Veränderungen in ihrem Erbgut, die sie von ihren Eltern geerbt haben. Sie erkranken nicht zwangsläufig an Krebs, haben aber ein höheres Risiko als Menschen ohne eine solche Genveränderung.
Bei einigen erblichen Krebserkrankungen sind die Veränderungen bekannt und können mit molekularbiologischen Tests nachgewiesen werden. Das ist zum Beispiel bei bestimmten Formen von Brustkrebs, Eierstockkrebs oder Darmkrebs möglich.
- Haben Sie den Verdacht, dass in Ihrer Familie ein vererbtes Krebsrisiko besteht? Dann sollten Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin sprechen: Diese können einschätzen, ob eine Beratung bei einem spezialisierten Facharzt sinnvoll ist und Ihnen Ansprechpartner nennen.
Tests aus dem Internet?
Im Internet gibt es Anbieter, die Gentests auf erbliche Krankheitsrisiken wie Krebs durchführen. Fachleute sprechen von "Direct to Consumer-Tests" oder DTC-Tests, weil sie von jedem Verbraucher genutzt werden können, ohne einen Arzt hinzuzuziehen.
Viele der Anbieter haben ihren Firmensitz nicht in Deutschland, sondern zum Beispiel in den USA. Die Qualität der Durchführung und die Aussagekraft der Ergebnisse orientieren sich daher meist nicht an den deutschen Vorgaben und sind nicht überprüfbar.
Hinzu kommt: Gentests dürfen in Deutschland nur von Ärzten durchgeführt werden. Diese müssen vor jedem Test zu den möglichen Risiken und Folgen für Betroffene beraten. Und sie stehen auch für die Beratung zum Testergebnis zur Verfügung. Eine fachgerechte und qualifizierte Beratung fehlt bei DTC-Tests.
Früherkennung: Mit Biomarkern Krebs entdecken?
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Ein Bluttest, der Krebs zuverlässig erkennt – das erhoffen sich viele Menschen. In der Realität ist das gar nicht so einfach: Es gibt sehr unterschiedliche Krebsformen und selbst Tumore einer Krebsart unterscheiden sich in ihren molekularen Eigenschaften.
Eine "typische Krebseigenschaft" zu finden, die bei allen oder fast allen Krebserkrankungen so gut wie immer auftritt, ist daher schwierig. Hinzu kommt: Manche Biomarker, die bei einer Krebserkrankung typischerweise verändert sind, können auch aufgrund anderer Erkrankungen oder Veränderungen im Körper abweichen.
Tumormarker zur Krebsfrüherkennung
Bei Tumormarkern handelt es sich in der Regel um Eiweiße oder Eiweißverbindungen. Wenn eine Person Krebs hat, kann es sein, dass der Körper solche Tumormarker vermehrt bildet. Sie steigen allerdings nicht bei jedem Menschen, der einen Tumor hat. Und sie können zum Beispiel auch bei Entzündungen, Medikamenteneinnahme oder einer Schwangerschaft erhöht sein.
Tumormarker sind daher meist zu ungenau, um sie zur Krebs-Früherkennung einzusetzen:
- Sie schlagen zu häufig falschen Alarm, wenn gar keine Krebserkrankung vorliegt.
- Auf der anderen Seite übersehen sie zu viele Krebserkrankungen.
Eine Ausnahme gilt für manche Hochrisikogruppen, beispielsweise Patienten mit einer Leberzirrhose: Ihnen kann die Messung eines für Leberkrebs typischen Tumormarkers zur Früherkennung nützen.
Krebszellen und genetische Marker zur Krebsfrüherkennung
Im Blut von Krebspatienten finden sich abgelöste Tumorzellen und freies Erbmaterial aus Krebszellen. Tests auf diese Marker sind theoretisch zur Früherkennung von Krebs einsetzbar.
Als schwierig erweist sich allerdings, dass in einem frühen Stadium nur sehr wenig Tumormaterial in die Blutbahn gelangt. Außerdem müssen darin Biomarker gefunden werden, die zuverlässig genug eine Krebserkrankung anzeigen. Vor allem der Nachweis von Tumorzell-DNA wird derzeit intensiv erforscht.
- Bisher gibt es jedoch keinen molekularbiologischen Test, der nachweislich zur Krebs-Früherkennung in der Allgemeinbevölkerung geeignet ist.
Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL)
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Manche Ärzte bieten Biomarkertests zur Krebsfrüherkennung als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) an, beispielsweise den PSA-Test auf Prostatakrebs oder einen Bluttest auf Blasenkrebs.
- Der Nutzen dieser Tests gilt für viele Fachleute als nicht ausreichend wissenschaftlich belegt. Deshalb übernimmt die Krankenkasse die Kosten in der Regel nicht.
- Wer dennoch einen solchen Test angeboten bekommt oder ihn selbst wünscht, sollte sich vorher gut informieren: Über Nutzen und Risiken, mögliche weiterführende Untersuchungen und Behandlungen sowie über die Kosten.
Diagnostik und Behandlungsplanung: Therapieentscheidungen treffen
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Biomarker spielen nur selten eine Rolle, wenn es darum geht, eine Krebserkrankung zu diagnostizieren.
Eine Ausnahme ist zum Beispiel das CUP-Syndrom (englisch für cancer of unknown primary). Bei dieser Erkrankung sind Metastasen vorhanden, ohne dass (zunächst) ein Ursprungstumor bekannt ist. Hier können Tumormarker und molekulare Marker helfen, den Ursprungstumor doch noch zu finden – oder zumindest einen Hinweis darauf geben, wo der Tumor sich ursprünglich gebildet haben könnte.
Eine zunehmende Rolle spielen Biomarker dagegen bei der Behandlungsplanung: Sie helfen, individuelle Eigenschaften eines Tumors zu erkennen. Ärzte können damit die Therapie auf den einzelnen Patienten abstimmen. Man spricht deshalb auch von personalisierter Krebsmedizin oder Präzisionsonkologie.
Mit Hilfe von Biomarkern können Ärzte wichtige Fragen beantworten: Wie aggressiv wächst der Tumor? Welches Medikament könnte wirken? Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten?
Prognosefaktoren: Wie aggressiv wächst der Tumor?
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Biomarker geben Hinweise darauf, wie schnell ein Tumor voraussichtlich wächst oder Metastasen bildet und wie wahrscheinlich ein Rückfall ist. Diese sogenannten Prognosefaktoren können zum Teil mit molekularen Methoden gemessen werden.
Ein solcher molekularer Prognosefaktor ist beispielsweise HER2 (Humaner Epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor 2): Dieser Eiweißbaustein befindet sich an der Oberfläche von Zellen und leitet Wachstumssignale ins Zellinnere weiter. Ist er vermehrt auf Brustkrebszellen einer Patientin vorhanden, dann deutet das auf einen aggressiveren Krankheitsverlauf hin. Deshalb bestimmen Ärzte den HER2-Status bei allen Patientinnen mit Brustkrebs.
Prognose
Den genauen Krankheitsverlauf eines einzelnen Patienten oder einer einzelnen Patientin können Ärzte nicht mit Sicherheit voraussagen. Ihre Einschätzung beruht auf Studien an großen Patientengruppen und sagt damit lediglich den statistisch wahrscheinlichen Verlauf voraus.
Wichtig zu wissen: Neben Biomarkern sind weitere Untersuchungsergebnisse notwendig, um den möglichen Verlauf der Krebserkrankung abzuschätzen: Zum Beispiel die Größe und Ausdehnung des Tumors, das Aussehen des Tumorgewebes unter dem Mikroskop, ein Lymphknotenbefall oder der Allgemeinzustand eines Betroffenen.
Prädiktive Faktoren: Wirkt ein Medikament?
Manche Medikamente wirken nur, wenn bei Betroffenen ein bestimmter Biomarker vorhanden ist. Solche Marker heißen prädiktive Faktoren. Ärzte bestimmen sie, um entscheiden zu können, ob ein Medikament Patienten voraussichtlich hilft oder nicht.
Ein prädiktiver Faktor ist beispielsweise der Hormonrezeptorstatus bei Brustkrebspatientinnen: Sind auf ihren Tumorzellen Hormon-Bindestellen nachweisbar, dann ist das ein Hinweis darauf, dass der Tumor hormonabhängig wächst. Patientinnen profitieren dann von einer Antihormontherapie.
Ein weiteres Beispiel ist HER2: Dieser Biomarker ist nicht nur ein Prognosefaktor, sondern auch Angriffspunkt für Medikamente. Diese Medikamente helfen nur Betroffenen, deren Krebszellen den Marker vermehrt auf der Oberfläche tragen. Damit ist er auch ein prädiktiver Faktor und wichtig für die Therapieplanung.
Wichtig zu wissen: Die Bestimmung von Biomarkern gibt wichtige Hinweise zur Behandlungsplanung. Ärzte beziehen aber immer auch weitere Kriterien wie den Allgemeinzustand in die Entscheidung für oder gegen eine Behandlung mit ein.
Nebenwirkungen: Verträgt der oder die Betroffene die Behandlung gut?
Krebsmedikamente können mehr oder weniger starke Nebenwirkungen haben. Diese sind nicht bei jedem Betroffenen gleich ausgeprägt. Für manche Wirkstoffe ist bekannt, warum einige Menschen sie gut vertragen und andere stärkere Nebenwirkungen zeigen.
Das liegt zum Beispiel daran, wie ein Wirkstoff im Körper verarbeitet wird: Wird er schnell abgebaut oder ausgeschieden? Oder eher langsam? Wird er zu einem unwirksamen Produkt umgebaut? Das kann von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein. Für manche dieser Abläufe sind Biomarker bekannt.
Ein Beispiel ist das Zytostatikum 5-Fluorouracil (5-FU), das beispielsweise Betroffene mit Darmkrebs, Magenkrebs oder Bauchspeicheldrüsenkrebs erhalten können. Es wird vor allem in der Leber durch ein bestimmtes Enzym abgebaut. Ist dieses Enzym durch eine Genveränderung weniger oder gar nicht aktiv, dann kann eine Behandlung mit 5-FU schwere Nebenwirkungen hervorrufen.
Deshalb untersuchen Ärzte vor einer geplanten Behandlung, ob Patienten eine solche Veränderung aufweisen und passen die Behandlung entsprechend an.
Verlaufskontrolle: Behandlungserfolg messen
Bei einigen Krebsarten lässt sich mithilfe von Markern kontrollieren, ob der Tumor auf die gewählte Therapie anspricht. Dabei handelt es sich häufig um Tumormarker, also Eiweiße, die Ärzte im Blut oder anderen Körperflüssigkeiten messen.
Fällt ihr Wert während oder nach der Behandlung ab, dann ist das ein Zeichen dafür, dass der Tumor sich zurückbildet. Bleibt er hingegen gleich oder steigt, dann ist die Behandlung eventuell nicht erfolgreich und muss umgestellt werden. Eine solche regelmäßige Messung kann zum Beispiel bei Patienten mit einer fortgeschrittenen Krebserkrankung infrage kommen.
Nachsorge: Rückfälle erkennen
Bei manchen Krebsarten können Tumormarker einen Rückfall anzeigen. Ärzte setzen sie daher bei der Nachsorge ein, die an die eigentliche Krebsbehandlung anknüpft.
Verändert sich der Wert eines Biomarkers bei den regelmäßigen Untersuchungen, kann das ein Hinweis auf erneutes Tumorwachstum sein. Mit weiteren Methoden müssen Ärzte dann abklären, ob tatsächlich ein Rückfall vorliegt.
- Nur bei wenigen Krebsarten gibt es Marker, die in Studien gezeigt haben, dass sie einen Nutzen bei der Nachsorge von Patienten haben.
Ein Beispiel ist der Tumormarker CEA (Carcinoembryonales Antigen). Sein Wert wird bei der Nachsorge von Darmkrebspatienten bestimmt. Ein Anstieg des CEA-Wertes kann auf einen Rückfall hinweisen.
Quellen und Links für Interessierte und Fachkreise
Quellen zum Weiterlesen
Informationen zu den für die Erstellung des Textes genutzten Quellen sowie nützliche Links sind in der Übersicht zum Thema Molekulare Diagnostik aufgeführt.