- An Bauchspeicheldrüsenkrebs erkranken jedes Jahr etwa 20.200 Menschen in Deutschland. Das Erkrankungsrisiko steigt mit zunehmendem Alter.
- In frühen Erkrankungsstadien haben Betroffene eher selten Symptome. Daher erhalten die meisten Patienten ihre Diagnose in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium.
- Die Behandlung hängt von der Ausbreitung des Tumors und dem Gesundheitszustand des Patienten oder der Patientin ab. Infrage kommen: eine operative Entfernung, eine Strahlen- oder Chemotherapie.
Hinweis
Dieser Text bietet einen allgemeinen Überblick zu Bauchspeicheldrüsenkrebs. Bei Fragen zu Ihrer individuellen Erkrankungssituation können Sie uns gerne kostenlos kontaktieren.
Hinweis: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Kurz erklärt (Änderung)
Bauchspeicheldrüsenkrebs, von Fachleuten auch als Pankreaskarzinom bezeichnet, ist eine bösartige Tumorerkrankung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas).
Zur Erfüllung seiner Funktionen besitzt das Pankreas zwei Gewebe: das exokrine und das endokrine Gewebe. In den Drüsenzellen des exokrinen Gewebes werden Verdauungssäfte gebildet, die über die Pankreasgänge in den Darm geleitet werden. Im endokrinen Gewebe finden sich hormonbildende Zellen, die beispielsweise Glucagon und Insulin herstellen. Mit diesen Hormonen regelt die Bauchspeicheldrüse den Blutzuckerspiegel. In beiden Geweben können Tumoren entstehen.
- Bei 95 von 100 Betroffenen entsteht Bauchspeicheldrüsenkrebs im exokrinen Teil des Pankreas. Fachleute sprechen in diesem Fall von einem exokrinen duktalen Adenokarzinom.
- Seltener, bei 5 von 100 Betroffenen, entwickelt sich Bauchspeicheldrüsenkrebs im endokrinen Gewebe. Das Fachwort für solche Tumoren ist "Neuroendokriner Tumor (NET) des Pankreas". NET der Bauchspeicheldrüsen sind nicht Gegenstand dieses Textes.
Risikofaktoren für Bauchspeicheldrüsenkrebs
Wichtig zu wissen
Selbst wenn Sie gesund leben und keine Vorerkrankungen haben, können Sie ein Pankreaskarzinom bekommen. Indem Sie aber auf vermeidbare Risikofaktoren verzichten, können Sie das Risiko dafür senken.
Forscher konnten bisher keine genauen Ursachen für die Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs feststellen. Vermutlich müssen dafür verschiedene Faktoren zusammenspielen. Einige Faktoren können aber statistisch betrachtet das Risiko für ein Pankreaskarzinom erhöhen:
- Lebensgewohnheiten wie Rauchen (aktiv oder passiv), starkes Übergewicht (Adipositas) oder hoher Alkoholkonsum
- bestimmte Vorerkrankungen wie chronische Entzündungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) oder die Zuckerkrankheit (Typ-2-Diabetes)
- familiäre Belastung, wenn mindestens 2 Verwandte ersten Grades, also Eltern, Kinder oder Geschwister, an einem Pankreaskarzinom erkrankt sind. Dann erhöht sich das Erkrankungsrisiko um das 18-fache. Experten sprechen von einem "familiären Pankreaskarzinom" (FPC).
- genetische, vererbte Krankheitsbilder: Sehr seltene genetische Störungen (Syndrome) wie beispielsweise das FAMMM-Syndrom (familiäres atypisches multiples Muttermal- und Melanom-Syndrom) können Bauchspeicheldrüsenkrebs begünstigen. Auch Träger oder Trägerinnen einer BRCA-2-Mutation haben ein erhöhtes Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Aber: Insgesamt lösen sowohl eine familiäre Belastung als auch genetische Krankheitsbilder vergleichsweise selten Bauchspeicheldrüsenkrebs aus.
Bauchspeicheldrüsenkrebs vorbeugen
Jeder kann sein persönliches Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs verringern. Sie können beispielsweise beeinflussbare Risikofaktoren wie Rauchen und Alkoholkonsum meiden. Auch eine gesunde und ausgewogene Ernährung sowie regelmäßige Bewegung können helfen, da Sie damit Übergewicht vorbeugen.
Symptome von Bauchspeicheldrüsenkrebs
Im frühen Erkrankungsstadium verursacht Bauchspeicheldrüsenkrebs oftmals keine Beschwerden. Bei den meisten Betroffenen macht sich die Erkrankung erst bemerkbar, wenn sie schon fortgeschritten ist. Weil sich dadurch die Diagnose oft verzögert, ist die Prognose von Bauchspeicheldrüsenkrebs eher ungünstig.
Bauchspeicheldrüsenkrebs äußert sich zu Beginn vielmehr durch allgemeine, unspezifische Symptome. Das bedeutet, dass diese Beschwerden auch bei anderen Erkrankungen des Bauchraums auftreten können.
Mögliche frühe Symptome von Bauchspeicheldrüsenkrebs sind:
- Schmerzen im Oberbauch oder Rücken
- Appetitmangel (Anorexie) und unbeabsichtigter Gewichtsverlust
- Übelkeit
- Gelbsucht (besonders bei Tumoren im Pankreaskopf)
- Fettstühle: Der Stuhlgang hat eine hellere Farbe als gewohnt und ist schmierig, klebrig oder glänzend.
- Störungen der Insulinproduktion: Betroffene können eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) entwickeln
Späte Symptome im fortgeschrittenen Stadium eines Pankreaskarzinoms sind:
- unspezifische Schmerzen und Verdauungsstörungen. Ein exokriner Pankreastumor macht vor allem Beschwerden, wenn er benachbarte Organe verdrängt oder in sie hineinwächst.
- Wasseransammlungen im Bauchraum, ein sogenannter Aszites.
- eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) ohne geklärte Ursache.
- eine gestörte Blutgerinnung. Dadurch können Blutgerinnsel in den Gefäßen entstehen, sogenannte Thrombosen.
Bei anhaltenden Symptomen Arzt aufsuchen
Wenn Beschwerden ohne klare Ursache auftreten oder Symptome über einen längeren Zeitraum anhalten (etwa 2 bis 4 Wochen), sollten Sie zum Arzt gehen. Hausärzte können diese Symptome abklären und Sie gegebenenfalls an eine Fachärztin oder einen Facharzt für Innere Medizin überweisen.
Kein Programm zur Früherkennung
Es gibt kein gesetzliches Programm zur Früherkennung von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Denn: Bisher gibt es dafür keine Untersuchungsmethode, die ausreichend aussagekräftig ist.
Zum Weiterlesen
Nationale Fallsammlung Familiäres Pankreaskarzinom (FaPaCa): Informationen zum familiären Pankreaskrebs, Möglichkeiten der Vorsorge und Kenntnisse aus der Wissenschaft.
Das gilt auch für Hochrisikopersonen, also Personen bei denen das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs mindestens um das 10-fache erhöht ist.
Experten empfehlen: Hochrisikopersonen ohne Beschwerden sollten sich ausschließlich im Rahmen wissenschaftlich kontrollierter Studien in Zentren mit spezialisierten Ärzten gezielt untersuchen lassen.
Diagnose von Bauchspeicheldrüsenkrebs
Bei Beschwerden oder einem ersten Krebsverdacht kann man sich zunächst an die Hausarzt-Praxis wenden.
Dort erkundigt sich die Hausärztin oder der Hausarzt bei der sogenannten Anamnese nach
- Art, Dauer und Stärke von Beschwerden,
- Vorerkrankungen und Einnahme von Medikamenten
- und den Lebensgewohnheiten.
Nach dem Arztgespräch untersucht der Arzt oder die Ärztin den Körper gründlich. Es wird zum Beispiel der Bauch abgetastet. Meistens bekommen Betroffene zusätzlich Blut abgenommen.
Danach folgen bildgebende Untersuchungen, um einen Krebsverdacht weiter abzuklären. Dafür überweisen Hausärzte unter Umständen zu einer Fachärztin oder einem Facharzt.
Diese bildgebenden Verfahren kommen infrage:
- eine Ultraschalluntersuchung von außen (Sonographie) und von innen (Endosonographie),
- eine Computertomographie (CT) und eine Magnetresonanztomographie (MRT) geben Informationen über Lage und Ausdehnung des Tumors
- eine Spiegelung von Magen und Zwölffingerdarm, kombiniert mit Röntgenkontrastaufnahmen von Pankreasgang und Gallenwegen, trägt zur Diagnose bei: Das Fachwort für diese Untersuchung lautet "endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie", kurz: ERCP.
Ergänzende Untersuchungen können sinnvoll sein:
- Mit einer Untersuchung des Blutes auf Tumormarker wie CA 19-9 kann man Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht nachweisen. Aber der Tumormarker kann Ärzten zusätzliche Hinweise für das weitere Vorgehen und/oder den Krankheitsverlauf liefern.
- Eine Biopsie mit anschließender Gewebeuntersuchung veranlassen Ärzte nur unter bestimmten Voraussetzungen: Nämlich dann, wenn das Ergebnis der Biopsie die weitere Behandlung beeinflusst. Etwa weil der Verdacht auf Metastasen besteht. Kann der Tumor der Bauchspeicheldrüse operativ entfernt werden: Dann wird im Vorfeld oft auf eine Biopsie verzichtet.
Vor der Behandlungsplanung: Ausbreitung untersuchen
Ärzte müssen außerdem wissen, wie weit sich der Krebs im Körper ausgebreitet hat. Das ist wichtig, damit sie einen Behandlungsplan erstellen können.
Folgende Untersuchungen stehen dafür zur Verfügung:
- Eine Computertomographie (CT) des Brustkorbs kann sinnvoll sein, um Metastasen festzustellen.
- Eine Spiegelung der Bauchhöhle (Laparoskopie) kann die genaue Ausbreitung des Tumors in Nachbarorgane oder ins Bauchfell zeigen.
- Eine Positronenemissionstomografie (PET) kann unter Umständen helfen, unklare Herde einzuordnen.
Eine individuelle Entscheidung
Welche Untersuchungen sinnvoll sind, hängt von der individuellen Krankheitssituation einer Patientin oder eines Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs und bereits vorhandenen Untersuchungsergebnissen ab.
Therapie bei Bauchspeicheldrüsenkrebs
Ansprechpartner
Die Adressen zertifizierter Krankenhäuser mit viel Erfahrung bei der Behandlung von Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs finden sie auf der Internetseite OncoMap.
Von der individuellen Erkrankungssituation abhängig, kommen für eine Patientin oder einen Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs unterschiedliche Therapiemöglichkeiten infrage.
Davon hängt die Behandlungswahl ab:
- Wie weit ist die Krebserkrankung fortgeschritten?
- Wie ist der Allgemeinzustand?
- Welche Vorerkrankungen liegen vor?
- Wie sind die persönlichen Wünsche der Patientin oder des Patienten?
Operation bei Bauchspeicheldrüsenkrebs
Bei wenigen Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs in einem frühen Stadium ist eine Operation mit dem Ziel der Heilung möglich: Nämlich dann, wenn der Tumor vollständig und mit einem ausreichend großen Rand entfernt werden kann. Weitere Voraussetzungen sind, dass der Allgemeinzustand des Betroffenen eine Operation zulässt und dass keine Metastasen vorliegen.
Je nach Lage des Tumors entfernt der Chirurg dabei die Bauchspeicheldrüse oder auch nur Teile des Organs. Meist müssen auch angrenzende Organe wie etwa die Gallenwege, der Zwölffingerdarm oder die Milz operativ entfernt werden, um die Heilungschancen zu vergrößern.
Experten empfehlen im Anschluss an eine Operation eine 6-monatige Chemotherapie. Sie kann das Risiko für einen Rückfall (Rezidiv) verringern.
Vorgeschaltete Chemotherapie kann Operation ermöglichen: Bei manchen Betroffenen ist nicht ganz sicher, ob der Tumor vollständig und in heilender Absicht entfernt werden kann. Fachleute sprechen von einem "grenzwertig operablen Tumor". Dann kann eine Chemotherapie den Tumor manchmal so verkleinern, dass eine vollständige operative Entfernung doch noch möglich ist.
Palliative Behandlung bei fortgeschrittenem Bauchspeicheldrüsenkrebs
Ist der Tumor örtlich fortgeschritten oder hat die Patientin oder der Patient Metastasen in anderen Organen, kommt eine Operation nicht mehr infrage. Daher ist in einem späten Erkrankungsstadium in der Regel keine Heilung mehr möglich.
Ziel der Behandlung ist es, Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Beispielsweise kann bei einer Patientin oder einem Patienten mit Gallenstau eine Ableitung der Gallenflüssigkeit über ein Röhrchen (Stent) in den Gallengängen notwendig sein.
Chemo bei Bauchspeicheldrüsenkrebs
- Kombination aus 5-FU mit Folinsäure, Oxaliplatin und Irinotecan (FOLFIRINOX).
- Gemcitabin + Nab-Paclitaxel
Informationen zu den einzelnen Wirkstoffen finden Sie in dem Text Chemotherapie-Medikamente: Wirkstoffe und Nebenwirkungen.
- Betroffene ohne Metastasen erhalten eine Chemotherapie. Im Anschluss folgt bei manchen Patienten eine kombinierte Behandlung aus Chemotherapie und Bestrahlung.
- Liegen Metastasen vor, erhalten Patienten in der Regel nur eine Chemotherapie. Manchmal ist auch eine Kombination aus Chemotherapie und zielgerichteter Therapie möglich.
Welche Chemotherapie bei Bauchspeicheldrüsenkrebs infrage kommt, hängt von dem Allgemeinzustand der Patientin oder des Patienten ab:
- Eine Kombinationschemotherapie aus mehreren Medikamenten kommt vor allem bei sehr gutem oder gutem Allgemeinzustand infrage, da sie mit einer höheren Rate an Nebenwirkungen verbunden ist.
- Haben die Betroffenen einen eingeschränkten Allgemeinzustand, erhalten sie eher einen einzelnen Wirkstoff (Monotherapie), beispielsweise Gemcitabin.
Leiden Betroffene unter belastenden Symptomen? Dann sollten sie mit ihren behandelnden Ärzten sprechen. Palliativmedizinische Maßnahmen können beispielsweise Schmerzen oder Verdauungsprobleme wie etwa Übelkeit lindern. Auch Zuwendung und psychosoziale Unterstützung können Patienten in der letzten Lebensphase und Angehörige merklich entlasten.
Therapiefolgen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs
Werden die Bauchspeicheldrüse oder ein Teil davon sowie angrenzende Organe entfernt, bleibt das nicht ohne Folgen:
- Wenn Chirurgen die Bauchspeicheldrüse oder Teile davon entfernen, kann dies ihre exokrine Funktion einschränken: Betroffene sollten dann zu jeder Mahlzeit Verdauungsenzyme zu sich nehmen. Das beugt Durchfällen und Völlegefühlen vor.
- Fehlt die gesamte Bauchspeicheldrüse, ist der Zuckerstoffwechsel gestört, da die Insulin-bildenden Zellen fehlen. Betroffene entwickeln dann einen sogenannten Typ-3-Diabetes und müssen sich regelmäßig Insulin spritzen.
Neben den Folgen der Operation können bei Betroffenen weitere krankheits- oder therapiebedingte Beschwerden auftreten. Informationen dazu und zu unterstützenden Maßnahmen finden Sie unter Krebs: Belastende Symptome, Nebenwirkungen, Krankheitsfolgen.
Quellen und Links für Interessierte und Fachkreise
Im Folgenden finden Sie eine Auswahl an hilfreichen Links zum Weiterlesen und Quellen, die für die Erstellung dieses Textes genutzt wurden.
Quellen und weiterführende Informationen
Leitlinien
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), Deutschen Krebsgesellschaft e.V. (DKG) und Deutschen Krebshilfe (DKH). S3-Leitlinie zum exokrinen Pankreaskarzinom. AWMF-Registernummer 032 – 010OL. 12.2021.
Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO). Pankreaskarzinom. 10.2018.
Epidemiologie
Das Robert Koch-Instituts (RKI) veröffentlicht auf seiner Internetseite aktuelle Zahlen zur Häufigkeit von Bauchspeicheldrüsenkrebs in Deutschland sowie zur Erkrankungshäufigkeit und Sterblichkeit, siehe Krebs in Deutschland 2019/2020. Aufgerufen am 08.12.2023.
Fachgesellschaften
Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) fördert die Entwicklung von Behandlungsleitlinien zum Thema Diagnostik und Therapie bei Erkrankungen der Verdauungsorgane. Zudem finden Patienten auf der Internetseite der DGVS weiterführende Informationen: Dazu gehört unter anderem der Patientenratgeber der Gastro-Liga (Die Bauchspeicheldrüse und ihre Erkrankungen) oder Namen von Selbsthilfegruppen.