- Knochenmetastasen verursachen bei Betroffenen anfangs oft wenig Beschwerden. Daher werden sie häufig erst spät entdeckt.
- Hinweise auf Knochenmetastasen sind Schmerzen in den Knochen oder Knochenbrüche, für die es keine direkte Ursache gibt.
- Bei einem Verdacht auf Knochenmetastasen stehen verschiedene bildgebende Verfahren zur Verfügung, mit denen Ärztinnen und Ärzte Knochenmetastasen feststellen können. Die wichtigste Methode ist die Skelettszintigraphie.
Hinweis: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.
Diese Symptome deuten auf Knochenmetastasen hin
Haben Sie Beschwerden?
Zögern Sie nicht, Ihren Arzt oder Ihre Ärztin aufzusuchen.
Für Knochenmetastasen gibt es verschiedene Anzeichen. Dazu gehören:
- Knochenschmerzen und -brüche
- Bei Metastasen in der Wirbelsäule: neurologische Ausfälle wie Lähmungserscheinungen und Empfindungsstörungen
- Auffälligkeiten im Blutbild
Knochenschmerzen und Knochenbrüche
Meistens sind Schmerzen das erste Anzeichen für Knochenmetastasen: Etwa 7 von 10 Patientinnen und Patienten mit Knochenmetastasen empfinden Schmerzen in den Knochen.
Je nachdem, wo sich die Knochenmetastasen befinden, können sie Schmerzen in verschiedenen Bereichen des Körpers hervorrufen.
- Schmerzen in Rücken, Armen oder Beinen können erste Anzeichen sein.
- Metastasen im Bereich der Lendenwirbelsäule können sich durch Kreuzschmerzen bemerkbar machen.
- Manche Patientinnen und Patienten haben auch Schulter- oder Nackenschmerzen.
Auch Knochenbrüche können auf Knochenmetastasen hindeuten – insbesondere, wenn es keine erkennbare Ursache für den Bruch gibt. Bei etwa 2 bis 3 von 10 Patientinnen und Patienten mit Knochenmetastasen kommt es zu Brüchen, meistens im Bereich der Wirbelsäule, des Beckens oder der Rippen, aber auch an Oberschenkeln und -armen.
Wichtig zu wissen
Nicht immer sind Metastasen der Grund für Schmerzen in den Knochen – es kann auch andere, harmlosere Ursachen geben. Bei einem Arztbesuch lässt sich klären, ob möglicherweise Knochenmetastasen vorliegen.
Beschwerden bei Metastasen in der Wirbelsäule
Hat eine Patientin oder ein Patient Metastasen in der Wirbelsäule, können sie zu Knochenschmerzen oder weiteren Symptomen führen.
Metastasen in der Wirbelsäule können auf Nerven oder das Rückenmark drücken. Betroffene können dann neurologische Ausfälle haben. Diese machen sich zum Beispiel bemerkbar durch
- Gefühlsstörungen und Missempfindungen,
- eine Schwächung der Muskeln,
- bis hin zu Lähmungserscheinungen und
- Störungen beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang.
Wichtig
Einen Verdacht auf eine Quetschung des Rückenmarks sollten Betroffene möglichst schnell abklären lassen.
Rückenmarkkompression: Drücken Knochenmetastasen sehr stark auf das Rückenmark, kann es zu einer Quetschung kommen (Rückenmarkkompression). Dabei handelt es sich um einen Notfall, der schnell behandelt werden muss – sonst können die Nerven geschädigt werden.
Eine Rückenmarkkompression ist relativ selten: Von 100 Betroffenen mit Wirbelsäulenmetastasen entwickeln 1 bis 2 eine Quetschung des Rückenmarks durch die Metastasen. Haben Patienten bereits neurologische Ausfälle durch eine Rückenmarkkompression, findet die Diagnostik in der Regel innerhalb von 24 Stunden statt. Dafür kombinieren Ärztinnen und Ärzte verschiedene bildgebende Verfahren.
Anzeichen im Blutbild
Bei manchen Patientinnen und Patienten deuten auch Veränderungen im Blutbild und Blutlabor auf Knochenmetastasen hin.
Lexikon
Hyperkalzämie: erhöhter Kalziumspiegel im Blut
Knochenmarkkarzinose: ausgedehnter Befall des Knochenmarks durch Tumorzellen
Anämie: Mangel an roten Blutkörperchen
Hyperkalzämie: Manchmal können Knochenmetastasen zu einem erhöhten Kalziumspiegel im Blut führen (Hyperkalzämie). Wenn die Metastasen die Knochensubstanz zerstören, wird Kalzium freigesetzt.
Eine Hyperkalzämie ist nicht immer ein Zeichen für Knochenmetastasen. Auch ohne Knochenmetastasen können Patientinnen und Patienten einen erhöhten Kalziumspiegel als Begleitsymptom der Krebserkrankung haben.
Mangel an roten Blutkörperchen: Wenn sich Tumorzellen in das Knochenmark ausbreiten, können sie dort die Blutbildung beeinträchtigen. Fachleute sprechen von einer Knochenmarkkarzinose. Diese kommt in der Regel erst bei einer weit fortgeschrittenen Erkrankung vor. Ein Hinweis auf eine Knochenmarkkarzinose kann ein Mangel an roten Blutkörperchen sein. Eine solche Anämie kann mit Müdigkeit, Schwindel und Atemnot einhergehen.
Mangel an Blutplättchen oder weißen Blutkörperchen: Etwas seltener kann es bei einer Knochenmarkkarzinose auch zu einem Mangel an Blutplättchen und weißen Blutkörperchen kommen. Dadurch können Patientinnen und Patienten eine erhöhte Blutungsneigung haben oder anfälliger für Infektionen sein.
Bildgebende Verfahren: Knochenmetastasen erkennen
Um Knochenmetastasen zu diagnostizieren, gibt es verschiedene bildgebende Verfahren. Damit Ärztinnen und Ärzte die Behandlung von Knochenmetastasen planen können, müssen sie zunächst wissen:
- welche Knochen betroffen sind,
- ob es bereits Metastasen im Knochenmark gibt,
- von welchem Ursprungstumor die Metastasen ausgehen und
- wie stabil die betroffenen Knochen sind.
Als erstes erhalten Betroffene üblicherweise eine Szintigraphie der Knochen, auch als Skelettszintigraphie bezeichnet. Viele Patientinnen und Patienten bekommen noch weitere Untersuchungen, um eine vollständige Abklärung zu ermöglichen.
Knochenszintigraphie
Die Knochenszintigraphie ist die Standardmethode zur Diagnose von Knochenmetastasen.
Lexikon
Osteolytisch: Osteolytische Knochenmetastasen bauen die Knochensubstanz ab.
Osteoblastisch: Osteoblastische Knochenmetastasen bauen vermehrt minderwertige Knochensubstanz auf.
Mit einer Skelettszintigraphie erhalten Ärztinnen und Ärzte Bilder vom gesamten Skelett einer Patientin oder eines Patienten. Darauf können sie besonders osteoblastische Metastasen gut erkennen: Diese bauen vermehrt Knochensubstanz auf, in die die radioaktive Substanz eingelagert werden kann.
In osteolytischen Metastasen hingegen reichert sich die radioaktive Substanz nicht gut an. Deshalb ist die Methode nicht so gut bei Krebsarten geeignet, bei denen der Anteil an osteolytischen Metastasen überwiegt – zum Beispiel bei Nieren- und Schilddrüsenkrebs.
So läuft die Szintigraphie ab: Patientinnen und Patienten bekommen eine radioaktive Substanz gespritzt, die sich in den Tumorzellen anreichert. Diese Bereiche lassen sich dann mit einer speziellen Kamera sichtbar machen. Anhand der Verteilung der radioaktiven Substanz können die Ärztinnen und Ärzte beurteilen, an welchen Stellen sich Knochenmetastasen gebildet haben.
- Mehr Details zur Skelettszintigraphie lesen Sie in unserem Text Szintigraphische Untersuchungen in der Krebsmedizin.
Weitere Verfahren
Nicht immer reicht die Skelettszintigraphie aus, um Knochenmetastasen sicher zu diagnostizieren. Patientinnen und Patienten erhalten daher häufig noch weitere Untersuchungen. Möglich sind unter anderem folgende Untersuchungen:
- Röntgenuntersuchung: Das Röntgen eignet sich vor allem zur Diagnose von Knochenmetastasen in Armen und Beinen.
- Computertomographie (CT): Eine Computertomographie kommt in der Regel erst zum Einsatz, wenn der Befund aus Szintigraphie und Röntgenuntersuchung unklar ist. Bei einer CT werden auch kleinere Knochenmetastasen sichtbar. Außerdem können die Ärztinnen und Ärzte die Ausbreitung der Metastasen sowie die Stabilität der Knochen besser beurteilen.
- Magnetresonanztomographie (MRT): Eine MRT ist ein sehr empfindliches Untersuchungsverfahren. Damit können die Ärztinnen und Ärzte gut sehen, ob das Knochen- oder Rückenmark befallen ist oder sogar eine Rückenmarkkompression vorliegt.
- PET-CT: Mit der Kombination aus Positronenemissionstomographie (PET) und CT können die Ärztinnen und Ärzte Knochenmetastasen manchmal besser und teilweise auch früher entdecken. Ob eine PET-CT zur Diagnostik sinnvoll ist, richtet sich nach der Tumorart und der Krankheitssituation.
Biopsie: Kein Standard bei Knochenmetastasen
Bei einer Biopsie entnehmen Ärztinnen und Ärzte eine Gewebeprobe von einem auffälligen Bereich. Diese können sie untersuchen, um herauszufinden, ob ein Tumor vorliegt und um welche Art von Tumorzellen es sich handelt. Bei Knochenmetastasen spielt die Biopsie eher selten eine Rolle, da die Krebsart meistens bekannt ist.
In folgenden Situationen erhalten Betroffene dennoch eine Biopsie:
- Wenn die Diagnose durch bildgebende Verfahren nicht eindeutig ist.
- Wenn die Biopsie dabei helfen kann, eine passende Behandlung auszuwählen.
- Wenn der Ursprungstumor unbekannt ist (CUP-Syndrom) – die Biopsie kann dann möglicherweise dabei helfen, den Ursprungsort zu bestimmen.
Weitere Untersuchungen
Zusätzlich zu bildgebenden Diagnoseverfahren veranlassen die Ärztinnen und Ärzte Laboruntersuchungen.
So kann eine Hyperkalzämie, also ein erhöhter Kalziumspiegel im Blut, auf Knochenmetastasen hindeuten. Das ist jedoch nur bei wenigen Betroffenen der Fall – meistens hat eine Hyperkalzämie bei Krebspatienten andere Ursachen und es liegen keine Knochenmetastasen vor.
Ist der Ursprungstumor unbekannt, können weitere Labor-Untersuchungen helfen, den Ursprungsort der Metastasen aufzuklären: Ein erhöhter PSA-Wert bei Patienten mit Knochenmetastasen kann zum Beispiel auf einen Tumor in der Prostata hindeuten.
Knochenmarkkarzinose abklären
Um einen ausgedehnten Befall des Knochenmarks, eine Knochenmarkkarzinose, zu diagnostizieren, untersuchen Ärztinnen und Ärzte das Blut auf typische Veränderungen. Eine Knochenmarkkarzinose äußert sich beispielsweise durch einen Mangel an roten Blutkörperchen.
Für eine zuverlässige Diagnose kombinieren sie die Untersuchung des Bluts häufig mit einer MRT-Untersuchung und einer Biopsie.
Quellen und Links für Interessierte und Fachkreise
Informationen zu den für die Erstellung des Textes genutzten Quellen sowie nützliche Links, zum Beispiel zur Patientenleitlinie, sind in der Übersicht zu Knochenmetastasen aufgeführt. Im Folgenden findet sich eine Auswahl weiterer Quellen:
Die Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin bietet verschiedene Leitlinien, unter anderem zur Skelettszintigraphie (Stand 04/2013, AWMF-Registernummer: 031-022; aufgerufen am 08.06.2022) und zur Skelettdiagnostik mittels 18F-Natriumfluorid-PET und -PET/CT (Stand 12/2011, AWMF-Registernummer: 031-047; aufgerufen am 08.06.2022).
Fachartikel
Heindel W, Gübitz R, Vieth V, Weckesser M, Schober O, Schäfers M. Bildgebende Diagnostik von Knochenmetastasen. Deutsches Ärzteblatt. 2014; 111(44). doi: 10.3238/arztebl.2014.0741
Isaac A, Dalili D, Dalili D, Weber MA. State-of-the-art imaging for diagnosis of metastatic bone disease. Radiologe. 2020; 60(Suppl 1):1-16. doi: 10.1007/s00117-020-00666-6.