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Krebsärzte, Krebskliniken: Wie findet man Spezialisten?

Gute Ansprechpartner in Praxis und Krankenhaus bei einer Tumorerkrankung

Aktualisiert am:

  • Krebs erfolgreich behandeln lassen – doch wo? Vor dieser Frage stehen die meisten Menschen, bei denen Krebsverdacht besteht oder bereits ein Tumor gefunden wurde.
  • Den einen Spezialisten oder die eine Spezialistin gibt es nicht: Krebspatientinnen und Krebspatienten benötigen vielmehr ein Netzwerk von Fachleuten, die bei ihrer Behandlung und Betreuung zusammenarbeiten.
  • In den folgenden Texten bietet der Krebsinformationsdienst Tipps für Betroffene, wie man bei der Arzt- und Kliniksuche vorgehen kann, sowie Links und Quellen.

Früher wurden die meisten Menschen mit Krebs vor allem im Krankenhaus therapiert. Statistiken zeigen jedoch: Die Zeit, die Krebspatienten heute stationär in der Klinik verbringen, wird immer kürzer. Immer mehr Betroffene können überwiegend oder sogar ganz ambulant behandelt werden – selbst bei sehr aufwändigen Therapien und langer Behandlungsdauer.

Was sich auch geändert hat: Heute bieten sogenannte evidenzbasierte Leitlinien einen Rahmen für die Tumortherapie.

Diese Empfehlungen setzen nicht auf das Wissen eines einzelnen Spezialisten. Sie bauen vielmehr darauf auf, dass große Expertengruppen die aktuelle Fachliteratur umfänglich sichten und sorgfältig bewerten. Auch Patientenvertreter sind beteiligt und können ihr Erfahrungswissen einbringen.  Leitlinien zeigen anhand der besten verfügbaren wissenschaftlichen Daten auf, wie eine gute Behandlung in der jeweiligen Erkrankungssituation aussehen kann.

  • Das Ziel: Allen Betroffenen soll eine möglichst gute Versorgung ermöglicht werden – unabhängig davon, wo und von wem sie behandelt werden.

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Immer gut versorgt: Behandlung im Team

Eingangsbereich Krankenhaus mit Informationstafel und Personen.
Gute Ansprechpartner finden – das ist wichtig für Patientinnen und Patienten.
Bild: © Krebsinformationsdienst, DKFZ; Foto: Tobias Schwerdt

Wichtig: Den einen Spezialisten, die eine Spezialistin gibt es nicht. Krebspatientinnen und Krebspatienten benötigen vielmehr ein Netzwerk von Fachleuten, die bei ihrer Behandlung und Betreuung zusammenarbeiten. Der Fachbegriff dafür lautet "interdisziplinär".

Krankenhäuser und Ambulanzen: Universitätskliniken und viele weitere große Krankenhäuser bieten die stationäre Betreuung, etwa rund um eine Operation.
In ihren spezialisierten Ambulanzen wird man vor und auch nach dem Klinikaufenthalt untersucht und weiter behandelt. Diese Ambulanzen oder "Tumorsprechstunden" sind außerdem Anlaufstellen, wenn die Behandlung vollständig ambulant erfolgen kann.

  • Mögliche Vorteile: In den Einrichtungen arbeiten Spezialisten aus verschiedenen Fachrichtungen zusammen.

Sie besprechen sich regelmäßig in sogenannten Tumorboards und planen die Behandlung gemeinsam – ohne dass man jedes Mal einzelne Termine bei allen Fachärzten benötigt.
In der Regel findet man innerhalb der gleichen Klinik auch weitere Ansprechpartner, wie etwa Psychoonkologen, Ernährungsberater sowie einen Kliniksozialdienst.

  • Mögliche Nachteile: Nicht immer hat man die gleichen Gesprächspartner. Auch der Anfahrtsweg zum nächsten größeren Zentrum kann weit sein.

In den großen Zentren kann die Betreuung auf die jeweils diensthabenden Ärzte und Ärztinnen aufgeteilt sein. Die Spezialisten im Tumorboard lernt man unter Umständen nicht persönlich kennen.
Falls die zuständige Klinik nicht am Wohnort ist: Für Notfälle oder bei gesundheitlichen Fragen, die nichts mit Krebs zu tun haben, benötigt man dann noch weitere Ärzte vor Ort.

Spezialisierte Facharztpraxen: Einen Facharzt für alle Krebsarten und die Krebsbehandlung ganz allgemein gibt es in Deutschland nicht. Fachärzte für Innere Medizin können sich aber auf "Onkologie" spezialisieren, also die Krebsmedizin. Dies gilt auch für Frauenärzte, Urologen, Strahlenspezialisten, Hautärzte, oder auch zum Beispiel für Kinderärzte. Entsprechend qualifizierte Ärztinnen und Ärzte können in ihrer Praxis auch Chemotherapien oder Bestrahlungen gegen Krebs durchführen.

  • Mögliche Vorteile: Man hat einen festen Ansprechpartner.

Auf die Krebsbehandlung spezialisierte Ärzte sind in der Regel gut vernetzt und arbeiten mit weiteren Fachleuten vor Ort zusammen, auch mit Pflegespezialisten oder mit Ansprechpartnern für die psychologische Beratung.
Viele bieten eine Betreuung zu Hause an, wenn die Erkrankung fortschreitet. Auch dafür können sich Ärzte mit anderen Experten zu Teams zusammenschließen, etwa für die "spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV)".

  • Mögliche Nachteile: Niedergelassene Facharztpraxen können zwar in vielen Situationen helfen. Sie sind aber in der Regel nicht auf alle Krebsarten und auch nicht auf jede Krankheitssituation eingerichtet.

Für einige Untersuchungen oder Therapien benötigt man Termine in anderen Arztpraxen oder Klinikambulanzen, oder man muss doch ins Krankenhaus.

Hausärzte: Auch der bisherige Hausarzt kann eine wichtige Rolle spielen: als vertrauter Ansprechpartner und als Anlaufstelle für gesundheitliche Fragen, die nicht direkt etwas mit der Krebserkrankung zu tun haben.

Bindeglied: Zertifizierte Zentren

Ein Bindeglied zwischen ambulanter und stationärer Versorgung von Krebspatientinnen und Krebspatienten stellen die zertifizierten Zentren dar. Ein zertifiziertes Zentrum ist kein einzelnes Klinikgebäude, sondern ein Netzwerk ambulant und stationär tätiger Behandlungspartner. Es hat nachgewiesen, dass es bestimmte Qualitätskriterien erfüllt.

Das bedeutet für Patientinnen und Patienten: Insbesondere vor dem Beginn einer Krebstherapie in einer Praxis, können sie sich bei den Niedergelassenen an einem Zertifikat orientieren. Damit haben sie bereits Hinweise, ob diese Ärztin oder dieser Arzt in einem Verbund von Spezialisten zusammenarbeitet.

Ist vor Ort kein zertifiziertes Zentrum verfügbar oder möchte sich eine Patientin oder ein Patient in einer Praxis ohne Zertifikat behandeln lassen? Dann gibt es alternativ die Möglichkeit, sich in einem zertifizierten Zentrum eine qualifizierte Zweitmeinung einzuholen.

Therapieführung: Festlegen, wer zuständig ist

Arzt und Patientin sitzen an einem Tisch und führen ein Gespräch.
Der therapieführende Arzt: Ein Ansprechpartner, bei dem alle Informationen zusammenlaufen. [Symbolbild]
Bild: © Krebsinformationsdienst, DKFZ; Foto: Tobias Schwerdt

Nicht wenige Betroffene wechseln während ihrer Erkrankung zwischen Krankenhaus, Ambulanz und niedergelassenen Ärzten. Damit diese Vernetzung auch gut funktioniert, sollte man gemeinsam mit diesen Ansprechpartnern klären: Wer trägt die Hauptverantwortung? Wer stellt zum Beispiel Rezepte oder Bescheinigungen aus? Infrage kommen dafür sowohl die Klinikambulanzen wie auch niedergelassene Ärzte.
Der Fachbegriff dafür lautet "Therapieführung". Was ist damit gemeint?

  • Bei den therapieführenden Ärzten laufen alle Informationen zusammen, etwa alle Arztbriefe und Befunde sowie die Liste der aktuell eingesetzten Arzneimittel.

Gemeinsam mit ihnen spricht man die jeweils nächsten Schritte der Behandlung oder Kontrolle ab. Das gilt auch wenn die therapieführenden Ärzte selbst nicht in allen Phasen beteiligt sind, zum Beispiel, wenn man gerade vom Krankenhaus in die Reha gewechselt hat. Mit guten Absprachen lassen sich unnötige Doppeluntersuchungen vermeiden. Das Risiko sinkt, dass man beispielsweise versehentlich nicht zueinander passende Medikamente durch verschiedene Ärzte bekommt.

Mit dem Arzt oder der Ärztin sollte man auch absprechen, was im Notfall wichtig ist und wen man anruft, wenn es außerhalb der üblichen Sprechstunden Probleme geben sollte.
Und man klärt am besten auch, wer für gesundheitliche Probleme zuständig ist, die nichts mit der Krebserkrankung zu tun haben: Kann beispielsweise der bisherige Hausarzt weiterhin die Bluthochdruck- oder Diabetes-Behandlung übernehmen?

Besonders wichtig ist diese Festlegung, wenn man aus dem Krankenhaus entlassen und ambulant weiter betreut wird:

Gute Ansprechpartner finden

An wen kann man sich wenden, wenn man gute Ansprechpartner sucht?

Fragen Sie Ihre bisherigen Ärzte: Ihr Hausarzt stellt Überweisungen zu Fachärzten oder Klinikambulanzen aus und kümmert sich im Notfall um die stationäre Einweisung ins Krankenhaus.

Fragen Sie Ihre Versicherung: Die Krankenversicherungen bieten ebenfalls Unterstützung: Sie können über Ärzte und Krankenhäuser in einer Region informieren und Angaben zur Spezialisierung machen. Sie klären auch ab, wie es mit der Kostenübernahme aussieht.

  • Die Rücksprache mit der Krankenkasse ist besonders wichtig, wenn man Ansprechpartner für eine medizinische Zweitmeinung sucht.

Auf ihren Internetseiten bieten die meisten gesetzlichen Krankenversicherungen außerdem Online-Suchmöglichkeiten nach Ärzten und Kliniken an.

Der Krebsinformationsdienst hilft Ihnen weiter: am Telefon täglich von 8:00 bis 20:00 Uhr unter 0800 – 420 30 40. Wir können gemeinsam mit Ihnen klären, was in Ihrem Fall bei der Suche nach guten Ansprechpartnern wichtig ist.

Krebsart und Krankheitssituation – wie behandeln?

Besteht bei Ihnen Krebsverdacht? Können Sie ambulant, also von zu Hause aus, untersucht und behandelt werden? Oder steht schon fest, dass Sie ins Krankenhaus müssen?
Dies hängt sehr davon ab, welche Krebsart Sie haben und wie es Ihnen konkret geht – Antworten erhalten Sie daher von den Ärzten, die Sie bisher betreut haben.

Erfahrung – woran erkennen?

Eine Orientierung bietet die Facharzt-Qualifikation: Dass man zum Beispiel mit Prostatakrebs nicht zum Hautarzt, sondern zum Urologen geht, versteht sich von selbst. Wichtig sind aber auch die Weiterbildungen, die ein Arzt oder eine Ärztin vorweisen kann, etwa in Schmerztherapie oder zur besonderen Arzneimitteltherapie bei Krebs.
Schließlich gilt: Man darf Ärzte durchaus nach ihrer Erfahrung mit der jeweiligen Krebsart fragen. Gute Ärzte werden die Antwort darauf nicht verweigern. Sie können auch angeben, mit wem sie bei besonderen Fragen zusammenarbeiten, und ob sie ihre Behandlung nach aktuellen wissenschaftlich orientierten Leitlinien ausrichten.

Bei Krankenhäusern und ihren Ambulanzen ist es leichter, etwas über die Erfahrung herauszufinden: Sie müssen jährlich sogenannte Qualitätsberichte vorlegen. Daraus kann man ablesen, wie viele Patientinnen und Patienten in der gleichen Situation schon dort behandelt wurden. Und es gibt besondere Zertifikate, zum Beispiel für Brustkrebszentren oder Organzentren für andere Krebsarten, für Onkologische Zentren oder für sogenannte Onkologische Spitzenzentren.

Für viele Krebspatienten kann es auch eine Rolle spielen, ob Ärzte und Krankenhäuser an klinischen Studien teilnehmen und so an der Verbesserung von Diagnose und Behandlung von Krebs mitwirken.

Vertrauen und Respekt

Erklärt man Ihnen, warum man Ihnen bestimmte Untersuchungen oder Behandlungen vorschlägt? Können Sie nachfragen, wenn Ihnen etwas unklar ist? Wenn die Zeit dafür beim aktuellen Gespräch nicht reicht, bekommen Sie auf Wunsch einen neuen Termin?
Nennt man Ihnen weitere Informations- und Beratungsangebote?

Fühlen Sie sich insgesamt gut aufgehoben? Werden Sie mit Respekt behandelt, und nimmt man Ihre Anliegen ernst?
Was für das Vertrauen ebenfalls wichtig ist: Haben Sie das Gefühl, dass man in der Praxis auf den Datenschutz achtet? Oder können Sie zum Beispiel an der Anmeldung alles mithören, was mit anderen Patientinnen und Patienten besprochen wird?

  • Trauen Sie sich: Sprechen Sie es an, wenn Sie bei einem dieser Punkte Probleme sehen. Ein höfliches Gespräch kann viel klären und Ihnen möglicherweise einen Arztwechsel ersparen.

Erreichbarkeit, auch im Notfall

Fragen Sie nach, wie Ihre Versorgung im Notfall oder am Wochenende aussieht: Schreiben Sie wichtige Telefonnummern und Anlaufstellen auf.

Bitten Sie Ihre therapieführenden Ärzte zur Sicherheit um einige schriftliche Informationen: was Ihre aktuelle Therapie ist, und welche Medikamente in welcher Dosierung Sie bekommen. Auch Kopien Ihrer Befunde oder wichtiger Arztbriefe können im Notfall weiterhelfen.Verantwortungsvolle Ärzte werden Ihnen diese Unterlagen zur Verfügung stellen.

Entfernung, barrierefreier Zugang

Wie weit ist der Weg zur Praxis oder zur Klinikambulanz? Damit ist nicht nur die Entfernung von zu Hause gemeint. Wichtig ist auch, ob Sie zum Beispiel gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinkommen oder mit dem Auto einen Parkplatz finden. Gibt es nur Treppen, oder können Sie auch mit dem Aufzug fahren, wenn es Ihnen nicht gut geht?

Wenn Sie stationär ins Krankenhaus müssen, gelten diese Fragen auch für die Besuche durch Ihre Familie und Freunde.

Kostenübernahme durch die Krankenkassen

Hat der behandelnde Arzt eine Kassenzulassung und tragen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten? Wie sieht es bei Krankenhäusern mit der Zulassung für die ambulante Krebstherapie oder den stationären Aufenthalt aus?

Diese Fragen sind auch für privat Versicherte oder Beihilfeberechtigte nicht ganz unwichtig, vor allem bei der Kliniksuche: Denn nicht alles, was in Deutschland als "Klinik" firmiert, ist rein rechtlich auch als Krankenhaus einer bestimmten Versorgungsstufe zugelassen, mehr dazu im Text Kliniksuche.

Weitere Ansprechpartner, die für Krebspatientinnen und Krebspatienten wichtig sein können:

Adressdatenbank Krebsberatungsstellen

Adresdatenbank Psychoonkologen

Unterstützung bei häuslicher Krankenpflege

Informationsblatt "Sozialrechtliche Ansprechpartner" (PDF)

Die für diesen Text genutzten Quellen sind nach Möglichkeit in den entsprechenden Textstellen genannt und verlinkt. Dies stellt lediglich eine Auswahl dar. Für weiterführende Literatur und bei aktuellen Fragen zum Thema steht der Krebsinformationsdienst am Telefon und per E-Mail zur Verfügung.

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