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Die Hände einer Apotheken-Mitarbeiterin nehmen 2 Arzneimittelpackungen aus dem Apothekenregal

Krebserregende Arzneimittel? Verdacht und Risiko

Aktualisiert am:

  • Arzneimittel werden in einem aufwendigen und strengen Zulassungsverfahren auf ihre Sicherheit geprüft – trotzdem sind sie nicht immer frei von Krebsrisiken.
  • Bei den allermeisten Arzneimitteln ist eine Krebsangst unbegründet. Es gibt aber wenige, bei denen mögliche Krebsrisiken bewusst in Kauf genommen werden, weil der Nutzen überwiegt.
  • In diesem Artikel finden Sie Beispiele von Arzneimitteln mit tatsächlichem Krebsrisiko und solchen, bei denen ein Krebsrisiko in der Fachwelt diskutiert wurde und wird.

Fragen Sie nach

Ihr Medikament soll krebserregend sein und Sie sind verunsichert? Fragen Sie in der Apotheke oder bei Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt nach. Auch uns vom Krebsinformationsdienst können Sie gerne kontaktieren.

So bitter das für manche Betroffene klingen mag: Krebsmedikamente können manchmal selbst Krebs verursachen. Tritt diese Spätfolge ein, sprechen Fachleute von einem "therapieassoziierten Zweitmalignom".

Chemotherapie und das Risiko für Zweitkrebs

Zum Weiterlesen

Wie die verschiedenen Zytostatika wirken und welche Nebenwirkungen sie haben, lesen Sie in dem Text Chemotherapie-Medikamente: Wirkstoffe und Nebenwirkungen.

Fast alle Medikamente zur Chemotherapie, sogenannte Zytostatika, greifen bei Krebszellen in die Erbsubstanz ein. Dadurch können sich die Krebszellen nicht mehr teilen und sterben ab.

Fachleute gehen davon aus, dass Zweitkrebserkrankungen nach einer Chemotherapie entstehen können, weil Zytostatika‎ ‎ nicht zwischen bösartigen und gesunden Zellen unterscheiden. Das bedeutet: Sie schädigen nicht nur Krebszellen, sondern auch gesunde Zellen.

Die gesunden Zellen können solche Schäden häufig aber nicht immer abwehren oder reparieren. In der Folge geben sie diese Schäden bei der Zellteilung an ihre Tochterzellen weiter. Dann besteht das Risiko, dass sich die Tochterzellen bösartig verändern, und der ehemalige Patient eine zweite, neue Krebserkrankung entwickelt.

Wie hoch das Zweitkrebs-Risiko durch eine Chemotherapie tatsächlich ist, lässt sich nicht so genau vorhersehen:

  • Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Krebserkrankung hängt stark von den verwendeten Substanzen ab, von der Dosis, der Zahl der kombinierten Zytostatika und der Anzahl der Therapiezyklen.
  • Auch das Alter der Patienten spielt eine Rolle: Betroffen sind vor allem Menschen, die in sehr jungem Alter behandelt werden, denn Krebs braucht häufig Jahre oder Jahrzehnte, bis er entsteht.

Typische Zweikrebserkrankungen, die sich durch vorangegangene Chemotherapien entwickeln, sind Leukämien.

Wichtig: Würden Krebspatienten auf eine Chemo verzichten, ist das Risiko der unbehandelten Krebserkrankung auf jeden Fall wesentlich höher als das, eine Zweitkrebserkrankung durch die Chemotherapie zu erleiden.

  • Regelmäßige Arztbesuche können helfen, mögliche Spätfolgen wie Zweitkrebs zu entdecken und zu behandeln.

Tamoxifen und das Risiko für Zweitkrebs

Brustkrebspatientinnen erhalten nach erfolgreicher Operation und in einigen anderen Situationen sogenannte Antiöstrogene. Der bekannteste Vertreter ist Tamoxifen. Eine Behandlung mit Tamoxifen kann das Risiko für Tumoren der Gebärmutter erhöhen.

Zum Weiterlesen

Mehr zur Antihormontherapie erfahren Sie in dem Text Brustkrebs: Die Antihormontherapie.

Zum Risikofaktor Tamoxifen finden Sie weitere Details im Text Endometriumkarzinom: Risikofaktoren, Vorbeugung und Früherkennung.

Aktuellen wissenschaftlichen Ergebnissen zufolge steigt durch eine Behandlung mit Tamoxifen die Wahrscheinlichkeit, an Gebärmutterkörperkrebs (Endometriumkarzinom) zu erkranken. Wenn etwa 89 Brustkrebspatientinnen 10 Jahre lang Tamoxifen einnehmen, tritt bei einer von ihnen Gebärmutterkörperkrebs auf:

  • Betroffen davon sind vor allem Frauen nach den Wechseljahren.
  • Das Risiko steigt mit der Dauer der Behandlung.
  • Für Frauen vor den Wechseljahren haben Wissenschaftler in Studien bisher kein erhöhtes Risiko für ein Endometriumkarzinom durch Tamoxifen festgestellt. Trotzdem kann es bei ihnen zu gutartigen Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut kommen.

Selten kann es während einer Tamoxifen-Therapie auch zu einer anderen Krebserkrankung der Gebärmutter (Uterussarkom) kommen. Betroffen davon sind weniger als 10 von 10.000 Patientinnen.

Wichtig

Wenn Sie Tamoxifen nehmen, lassen Sie sich im Rahmen der Nachsorge regelmäßig frauenärztlich untersuchen.

Haben Sie ungewöhnliche Blutungen? Dann warten Sie nicht bis zum nächsten Nachsorgetermin, sondern gehen Sie gleich zum Arzt.

Aufklärung und Kontrollen: Ärzte klären Patientinnen, die Tamoxifen erhalten, über das mögliche Krebsrisiko auf. Wichtig für betroffene Frauen ist außerdem, sich regelmäßig gynäkologisch untersuchen zu lassen. So können Ärzte Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut frühzeitig feststellen und behandeln.

Ungewöhnliche Blutungen können ein erster Hinweis auf Zellveränderungen sein. Sie sind ein Anlass, auch außerhalb der vereinbarten Kontrolltermine zur Ärztin oder zum Arzt zu gehen.

Ingenolmebutat und das Risiko für Hautkrebs

Garten-Wolfsmilch: unauffällige, grüne Pflanze mit rundlichen, glatten Blättern.
Das aus der Garten-Wolfsmilch (Euphorbia peplus) stammende Ingenolmebutat (Handelsname: Picato®) steht im Verdacht Hautkrebs auszulösen.
Bild: © Caplio G4 User, Wikimedia Commons

Ingenolmebutat ist ein Wirkstoff, mit dem Hautkrebsvorstufen – sogenannte Aktinische Keratosen – behandelt wurden. Nachdem Ingenolmebutat in Verdacht geraten war, selbst Hautkrebs auszulösen, haben die Arzneimittelbehörden in Europa die Zulassung des entsprechenden Fertigarzneimittels Picato® widerrufen.

Ingenolmebutat wird aus der Garten-Wolfsmilch gewonnen. Damit ist es ein klassisches Beispiel dafür, dass pflanzliche Wirkstoffe nicht immer automatisch sicher und harmlos sind.

Wechseljahre: Krebsrisiko durch Hormone?

Frauenärztin spricht mit einer Patientin; im Vordergrund ein Gynäkologiestuhl
Frauen sollten gemeinsam mit ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt Nutzen und Risiko einer Hormonersatztherapie abwägen.
Bild: © Capifrutta, Shutterstock

Als wirksame Methode, um verschiedene, starke Beschwerden durch Wechseljahre zu behandeln, gilt die Hormonbehandlung – mit Östrogen allein oder mit einer Kombination aus Östrogen und Gestagen. Sie soll die nachlassende Hormonproduktion des Körpers ersetzen – daher auch der Name "Hormonersatztherapie" (HET), manchmal auch kurz als "Hormontherapie" bezeichnet.

Der Haken an der Hormonersatztherapie: Neben möglichen gesundheitlichen Risiken wie Herzerkrankungen, Thrombosen und Schlaganfälle, können die zusätzlichen Hormone das Risiko für manche Krebsarten steigern. Ob und wie sehr sich das Risiko erhöht, hängt mitunter von der Hormonzusammensetzung und der Behandlungsdauer ab. Sobald man die HET absetzt, reduziert sich das Risiko auch wieder.

Lassen Sie sich unterstützen …

... und wägen Sie mit ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt Nutzen und Risiko einer Hormontherapie in den Wechseljahren gemeinsam ab.

  • Gut zu wissen: Es gibt aber auch Hinweise aus Studien, dass eine Hormonersatztherapie das Risiko für Darmkrebs senken kann.
  • Wechseljahresbeschwerden behandeln: Wie Sie therapiebedingte Wechseljahresbeschwerden behandeln können und welche Alternativen es für Krebspatientinnen zu Hormonen geben kann, lesen Sie unter Hitzewallungen & Co: Wechseljahresbeschwerden bei Krebs.

Risiko für Brustkrebs: Fachleute gehen davon aus, dass eine Hormonersatztherapie mit Östrogen und Gestagen das Brustkrebsrisiko nur geringfügig erhöht. Möglicherweise trifft das auch auf Östrogen alleine zu. Neuere Langzeitauswertungen deuten jedoch an, dass das Risiko für Brustkrebs durch eine alleinige Östrogen-Therapie sogar gesenkt werden könnte.

  • Die Krebsgefahr scheint also vor allem dann zu bestehen, wenn man die Hormone in Kombination, lange und über die natürlichen Wechseljahre hinaus einsetzt.
    Wichtig zur Einordnung: Fachleute schätzen, dass dadurch das Risiko für Brustkrebs ähnlich stark erhöht wird, wie durch starkes Übergewicht (Adipositas) oder Bewegungsmangel.
  • Auch wichtig zu wissen: Wenn Frauen die Hormonersatztherapie absetzen, reduziert sich das Krebsrisiko auch wieder.
  • Bei Frauen mit Brustkrebs kann eine Hormonersatztherapie das Rückfallrisiko steigern. Fachleute raten bei Brustkrebs von einer HET ab.

Risiko für Eierstockkrebs: Eine Hormontherapie mit Östrogen allein oder in Kombination mit Gestagen kann das Risiko für ein Ovarialkarzinom erhöhen.

  • Das Krebsrisiko steigt bereits bei einer Hormonbehandlung die weniger als 5 Jahre gedauert hat, verringert sich aber nach Absetzen der Hormontherapie wieder.

Risiko für Gebärmutterkrebs: Ob eine Hormonbehandlung das Risiko für Krebs der Gebärmutterkörpers (Endometriumkarzinom) steigert, hängt von der Dauer und der Art der Therapie ab.

  • Einig sind sich Fachleute, dass Östrogen allein das Risiko für ein Endometriumkarzinom erhöht. Je länger eine alleinige Östrogen-Therapie andauert, desto höher ist auch das Risiko. Fachleute raten daher Frauen, deren Gebärmutter nicht aus medizinischen Gründen entfernt wurde, von einer alleinigen Östrogentherapie ab.

Wie wirkt sich eine Kombination von Östrogen und Gestagen auf das Gebärmutterkrebs-Risiko aus? Das hängt von der Dauer und Art der Gestagentherapie, der Dosis des Östrogens und der Gesamtdauer der Hormonersatztherapie ab.

Das Endometriumkarzinom-Risiko

  • erhöht sich nicht, wenn Frauen Östrogen zusammen (fest kombiniert) mit künstlichen (synthetischen) Gestagenen anwenden.
  • erhöht sich nicht, wenn eine kombinierte Hormonersatztherapie weniger als 5 Jahre dauert.
  • scheint sich zu erhöhen, wenn Frauen Östrogen fest kombiniert mit dem natürlichen Gestagen Progesteron oder Dydrogesteron mehr als 5 Jahre anwenden.
  • erhöht sich, wenn Frauen Östrogene und Progesteron für mehr als 5 Jahre nacheinander (sequentiell) kombiniert einnehmen.

Was ist mit hormonhaltigen Cremes statt Tabletten? Solche Cremes sind gut wirksam gegen Scheidentrockenheit und Veränderungen der Scheidenschleimhaut. Der Östrogengehalt ist so gering gewählt, dass möglichst wenig Östrogen in die Blutbahn gelangt.

  • Auch bei Cremes ist nicht völlig ausgeschlossen, dass der Östrogenspiegel im gesamten Körper zumindest zeitweise etwas ansteigt.
  • Es ist nicht bekannt, dass dies zu einem erhöhten Brustkrebsrisiko führt – selbst bei einer dauerhaften Anwendung.

Zum Weiterlesen

Informationen zum Krebsrisiko durch Hormone finden Sie auch in den Texten zu den entsprechenden Tumorarten:

Brustkrebs

Gebärmutterkörperkrebs

Eierstockkrebs

Darmkrebs

Die "Pille": Brustkrebsrisiko nur geringfügig erhöht

Vor- und Nachteile abwägen

Sprechen Sie mit Ihrer Frauenärztin über die Vor- und Nachteile der Pille.

Vorteil ist zum Beispiel, dass die Pille eine sehr sichere Art der Empfängnisverhütung ist und vor Eierstockkrebs schützt.

Nachteil ist zum Beispiel, dass sie zu Blutgerinnseln in den Venen (Thrombosen) führen kann und das Risiko für Brustkrebs geringfügig erhöht.

Frauen, die über einen längeren Zeitraum Tabletten zur Schwangerschaftsverhütung (die "Pille") einnehmen, haben ein etwas höheres Risiko an Brustkrebs zu erkranken, als gleichaltrige Frauen, die die Pille nicht einnehmen.

Wichtig zu wissen:

  • Das Brustkrebsrisiko jüngerer "Pillenanwenderinnen" ohne weitere Risikofaktoren ist insgesamt gering und erhöht sich daher durch die Pilleneinnahme nicht wesentlich.
  • Nach Absetzen der Pille sinkt das Risiko relativ schnell wieder ab und erreicht spätestens nach 10 Jahren wieder das altersentsprechende Risiko.
  • Das Risiko für Darmkrebs, Eierstockkrebs und Krebs der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumkarzinom) sinkt durch die Pille sogar.

Testosteron: Krebsrisiko vom Einsatz abhängig

Sportler schüttet Doping-Kapseln in die Hand
Werden anabole Steroide wie Testosteron zu Doping-Zwecken eingesetzt, gelten sie als "wahrscheinlich krebserregend".
Bild: © Love Solutions, Shutterstock

Testosteron kommt als natürliches Hormon vor allem im männlichen Organismus vor. Es gehört zur Gruppe der anabolen Steroide.

Bei medizinisch begründetem Einsatz gilt das Krebsrisiko von Testosteron als eher gering: Ein Beispiel ist die Testosteron-Ersatz-Therapie bei Männern, die Beschwerden aufgrund einer zu niedrigen Testosteronproduktion bei bestimmten Erkrankungen haben (Hypogonadismus).

Testosteron fördert aber das Wachstum von Prostatatumoren: Daher sollen Ärzte vor Beginn einer Testosterontherapie Prostatakrebs ausschließen. Das können sie mit einer Tastuntersuchung machen und indem sie das Prostata-spezifische Antigen (PSA) im Blut messen.

  • Wichtig zu wissen: Eine Testosteron-Ersatz-Therapie fördert nicht die Neuentstehung von Prostatatumoren, da das Ziel der Therapie ein natürlicher Testosteronspiegel ist.

Beim Einsatz zum Doping können anabole Steroide wie Testosteron in hohen Dosen zu Leberschäden sowie zu gut- und bösartigen Lebertumoren führen. Auch andere Krebserkrankungen wurden unter Anabolika-Anwendung beobachtet. Nach Einschätzung der internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsbehörde sind anabole Steroide wahrscheinlich krebserregend.

Zum Weiterlesen

Der Text Prostatakrebs: Früherkennung und PSA-Test informiert über PSA-Test und Tastuntersuchung.

Der Text Prostatakrebs: Risikofaktoren und Vorbeugung informiert über Testosteron als Risikofaktor.

Blutdruckmedikamente nicht einfach absetzen

Es ist nicht ratsam, Medikamente gegen Bluthochdruck ohne Rücksprache mit dem Arzt abzusetzen.

Denn: Das gesundheitliche Risiko durch einen nicht ausreichend behandelten Bluthochdruck ist gefährlicher als ein vermeintliches Krebsrisiko.

Verschiedene Wirkstoff-Klassen gegen Bluthochdruck standen in der Vergangenheit immer wieder im Verdacht Krebs auszulösen, darunter sogenannten Diuretika, Sartane oder ACE-Hemmer.

Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft scheint von Blutdruck-Medikamenten aber kein Krebsrisiko auszugehen.

Eine Ausnahme bildet die Substanz Hydrochorothiazid aus der Klasse der Diuretika ("Entwässerungstabletten"). Hydrochlorothiazid wird von der internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) als "möglicherweise krebserregend" eingestuft. Insbesondere waren den Arzneimittelbehörden vermehrt Fälle von weißem Hautkrebs unter Hydrochlorothiazid aufgefallen.

Experten weisen zusammenfassend darauf hin, dass die wissenschaftlichen Daten zum Krebsrisiko von Blutdruckmedikamenten vorwiegend aus Beobachtungsstudien stammen. Beobachtungsstudien haben nur eine begrenzte Aussagekraft. Bei Menschen, die Bluthochdruck haben, können zum Beispiel andere Faktoren hinzukommen, die Krebs statistisch betrachtet begünstigen, etwa Übergewicht und Bewegungsmangel. Deshalb fordern Experten, zu diesem Thema weiter und mit noch größeren Patientenzahlen zu forschen.

Sonderfall: Nitrosamin-Verunreinigung bei Valsartan & Co

2018 war ein mögliches Krebsrisiko von Blutdruckmedikamenten aus der Gruppe der Sartane, allen voran Valsartan, in den Fokus der Arzneimittelbehörden gerückt. Später sind andere Wirkstoffgruppen hinzugekommen.

Dabei ging das mögliche Krebsrisiko nicht von den betroffenen Wirkstoffen selbst aus, sondern von einer Verunreinigung, die in den Medikamenten nachgewiesen worden war: N-Nitrosodimethylamin (NDMA), eine Substanz, die als wahrscheinlich krebserregend gilt. Allerdings war in der überwiegenden Mehrzahl der sartanhaltigen Arzneimittel diese Verunreinigungen entweder nicht gefunden worden oder nur in sehr geringen Mengen vorhanden.

Aktueller Stand: Laut einer Risikobewertung der Arzneimittelbehörden geht von den betroffenen Wirkstoffen kein akutes gesundheitliches Risiko aus. Die Arzneimittelbehörden schreiben inzwischen einen Grenzwert für Nitrosamine vor, der nicht überschritten werden darf. Das Risikobewertungsverfahren auf europäischer Ebene läuft weiter.

Fragen und Antworten (FAQs) zu Valsartan für Patientinnen und Patienten, Fachleute sowie zu Hintergründen hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zusammengestellt.

Krebsrisiko Typ-2-Diabetes: Hintergund

Für das höhere Krebsrisiko von Menschen mit Diabetes Typ 2 machen Fachleute nicht die Diabetes-Medikamente verantwortlich, sondern die schweren Stoffwechselstörungen, die der Zuckerkrankheit zugrunde liegen.

Diabetes, die Zuckerkrankheit, ist weit verbreitet. Daher ist eine auch noch so geringe Steigerung des Krebsrisikos durch Medikamente sehr bedeutsam, weil viele Menschen betroffen wären, die dauerhaft medikamentös behandelt werden müssen.

Tatsächlich haben insbesondere Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 für einige Krebsarten ein höheres Risiko als die Normalbevölkerung. Daten aus verschiedenen Beobachtungsstudien zeigen dies für Leberkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Gebärmutterkörperkrebs, Dickdarmkrebs, Brustkrebs und Harnblasenkrebs.

Fachleute gehen davon aus, dass die schweren Stoffwechselstörungen ("metabolisches Syndrom") im Rahmen des Diabetes mellitus die Ursache für das erhöhte Krebsrisiko sind, mehr dazu in dem Text Ernährung und Krebsvorbeugung.

Doch welche Rolle spielen die Diabetes-Medikamente beim Krebsrisiko von Diabetikern?

Pioglitazon: Es gibt Hinweise auf ein erhöhtes Blasenkrebsrisiko durch eine Therapie mit dem Diabetesmedikament Pioglitazon. Pioglitazon wird von der internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) als "wahrscheinlich krebserregend" für Blasenkrebs eingestuft. Die Arzneimittelbehörden empfehlen seit 2011:

  • Patienten mit Harnblasenkrebs sollten Pioglitazon nicht einnehmen. Das gilt auch für Menschen, die in der Vergangenheit daran erkrankt waren.
  • Bei Diabetikern mit einem erhöhten Blasenkrebsrisiko müssen Nutzen und Risiken sorgfältig abgewogen werden.
  • Patienten dürfen Pioglitazon keinesfalls eigenmächtig absetzen, sondern sollten Rücksprache mit ihren Ärzten halten. Ein unkontrollierter Anstieg des Blutzuckerspiegels kann gesundheitsschädlich sein.
  • Bei Patienten, deren Blutzuckerspiegel sich anders nicht gut einstellen lässt, kann der Nutzen von Pioglitazon die Risiken überwiegen.

Insulinanaloga ("künstliche" Insuline) standen in der Vergangenheit aufgrund einiger Studienergebnisse ebenfalls im Verdacht, Krebs auszulösen. Dies bestätigte sich in weiteren Untersuchungen nicht: Keine Arzneimittelbehörde rät derzeit dazu, Insulinanaloga abzusetzen.

Metformin hingegen scheint Diabetiker eher vor Krebs und Krebsrückfällen zu schützen. Bei bereits an Krebs erkrankten Diabetikern verschlechtert es die Prognose nicht.

Acetylsalicylsäure (ASS) ist in Dosierungen ab 500 mg ein Mittel gegen Schmerzen und Fieber. In geringeren Dosierungen (ab 100 mg) wird es bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingesetzt.

ASS gehört zu den sogenannten nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Andere Vertreter dieser Medikamentengruppe sind Ibuprofen und Diclofenac.

NSAR sind gut untersucht und gelten als sicher, wenn Patienten die Mittel einnehmen, wie es die Ärztin oder der Arzt beziehungsweise der Beipackzettel vorsieht.

Wissenschaftler haben ASS und weitere NSAR als Risikofaktoren für Brustkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs untersucht. Es zeigten sich jedoch keine überzeugenden Belege für einen Zusammenhang.

Stattdessen mehren sich die Hinweise darauf, dass NSAR und insbesondere ASS das Krebsrisiko für manche Krebserkrankungen senken können. Ein Beispiel ist Darmkrebs.

  • Wichtig zu wissen: Fachleute empfehlen ASS trotzdem nicht zur Krebsvorbeugung. Es hat dafür auch keine Zulassung von den Arzneimittelbehörden. Eine Eigenmedikation mit ASS über längere Zeit kann, selbst in geringen Dosen, gefährliche Nebenwirkungen haben, beispielsweise Blutungen im Magen-Darm-Trakt.

Im Folgenden finden Sie eine Auswahl an hilfreichen Links zum Weiterlesen und Quellen, die für die Erstellung dieses Textes genutzt wurden.

Leitlinien

S3-Leitlinie "Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen", 2020, Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG), der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) und der Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (OEGGG), AWMF Registernummer: 015-062, gültig bis 2024 (abgerufen am 19.06.2023)

Leitlinien für Tumorarten, bei denen Hormone als Krebsrisiko diskutiert werden, sind im Leitlinienprogramm Onkologie zu finden (angerufen am). Dazu gehören Mammakarzinom, Ovarialkarzinom und Endometriumkarzinom (abgerufen am 19.06.2023).

Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO), Handlungsempfehlungen der Kommissionen Mamma, Uterus und Ovar, abgerufen am 19.06.2023.

"The 2022 Hormone Therapy Position Statement of The North American Menopause Society" Advisory Panel. The 2022 hormone therapy position statement of The North American Menopause Society. Menopause. 2022 Jul 1;29(7):767-794. doi: 10.1097/GME.0000000000002028.

Institutionen und Fachgesellschaften

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) informiert über

Monographien der International Agency for Research on Cancer (IARC) geben die Einstufung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Krebsrisiko verschiedener Substanzen wider (in englischer Sprache):

Metaanalysen und systematische Übersichtsarbeiten

Kahlenborn C, Modugno F, Potter DM, Severs WB. Oral contraceptive use as a risk factor for premenopausal breast cancer: a meta-analysis. Mayo Clin Proc. 2006 Oct;81(10):1290-302. doi: 10.4065/81.10.1290. PMID: 17036554.

Fachartikel

Michels KA, Pfeiffer RM, Brinton LA, Trabert B. Modification of the Associations Between Duration of Oral Contraceptive Use and Ovarian, Endometrial, Breast, and Colorectal Cancers. JAMA Oncol. 2018 Apr 1;4(4):516-521. doi: 10.1001/jamaoncol.2017.4942.

Grosse Y, Loomis D, Lauby-Secretan B, El Ghissassi F, Bouvard V, Benbrahim-Tallaa L, Guha N, Baan R, Mattock H, Straif K; International Agency for Research on Cancer Monograph Working Group. Carcinogenicity of some drugs and herbal products. Lancet Oncol. 2013 Aug;14(9):807-8. doi: 10.1016/s1470-2045(13)70329-2.

Pedersen SA, Gaist D, Schmidt SAJ, Hölmich LR, Friis S, Pottegård A. Hydrochlorothiazide use and risk of nonmelanoma skin cancer: A nationwide case-control study from Denmark. J Am Acad Dermatol. 2018 Apr;78(4):673-681.e9. doi: 10.1016/j.jaad.2017.11.042.

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